Bericht des Inklusionsreferenten Stadtrat Florian Weber
Geschrieben am 01.06.2025
Vorbemerkung
Nach der letzten Stadtratswahl 2020 wurden die Referate des Stadtrats neu vergeben. In diesem Zusammenhang bat der damalige Referent für Senioren und Behinderte Herr Dieter Bräunlich aufgrund der enormen Belastung sein Referat aufzuteilen. So blieb Dieter Bräunlich Referent für Senioren und das neue Referat Inklusion wurde geschaffen. Der Stadtrat beschloss Florian Weber als Referenten für Inklusion zu benennen.
Das neu geschaffene Referat Inklusion wäre ohne die Hilfe vieler nicht so erfolgreich gewesen. Es muss deshalb ein herzlicher Dank an den Seniorenreferenten Herrn Dieter Bräunlich, wie auch die Verwaltung der Stadt Bad Aibling und an deren Spitze dem 1. Bürgermeister Stephan Schlier, wie auch der 2. Bürgermeisterin Kirsten Hieble-Fritz, ausgesprochen werden.
Besondere Erwähnung gebührt der Behindertenbeauftragten des Landkreises Rosenheim Frau Irene Oberst, die stets mit Rat und Tat enorm hilfreich war.
Zur Ausgangslage
Die Strukturstatistik für die Stadt Bad Aibling (herausgegeben vom ZBFS, des bay. Staatsministerium für Familie, Arbeit und Senioren) weist für den 31.12.2024 die Zahl von 2.598 Personen aus, die einen Grad der Behinderung (GdB) über 20 haben. Es sind also über 10 % der Aiblinger Bürger betroffen. Davon sind 1.637 Menschen als schwerbehindert anerkannt, d. h. Ihr GdB liegt bei >= 50.
Der Anteil an Frauen ist mit 1.412 etwas höher als der der betroffenen Männer mit 1.186.
Besonders bemerkenswert ist auch, die Zahl der erwerbstätigen behinderten Menschen mit 968. Dies insbesondere wenn man bedenkt, dass die Zahl der Behinderten speziell in der Altersstruktur über 65 Jahre sehr hoch ist.
Allein im Jahre 2024 wurden 104 Personen in Bad Aibling erstmals als schwerbehindert anerkannt.
Für den neuen Referenten für Inklusion ergab sich bei Amtsantritt als erstes ein Definitionsproblem. Inklusion umfasst mehr als als das Bemühen um behinderte Menschen. In der Realität ist aber die Aufgabe des Inklusionsreferenten zu fast 100% die eines Behindertenbeauftragten. Diese Situation besteht aber nicht nur in Bad Aibling, sondern auch in allen anderen Gemeinden des Landkreises Rosenheim. Sogar bei der Fachstelle Inklusion des Landkreises Rosenheim ist es genauso.
Zunächst verstand sich der Inklusionsreferent primär als Mittler zwischen Betroffenen und der Stadtverwaltung. Tatsächlich ist dies auch eine wichtige Aufgabe. Daraus ergab sich aber sehr schnell die Funktion eines „Lotsen“, denn die wenigsten Bürger können in diesem Bereich genau zuordnen welche Stelle für sie der richtige Ansprechpartner für ihre Anliegen ist. Dies ist mehr als verständlich bei der Vielzahl von staatlichen und privaten Anlaufstellen.
Konkrete Hilfestellungen, z. B. beim Ausfüllen eines Antrags für die Ausstellung eines Behindertenausweise waren in der Regel selten. Insbesondere am Anfang der Tätigkeit lag dies wohl auch daran, dass die Anlaufstelle Inklusionsreferent nicht bekannt war. Dies hat sich übrigens seit der Ergänzung der Homepage der Stadt um die Seite „Referate/Referenten“, welche durch den neuen Referenten angestoßen wurde, spürbar verändert.
Überraschend war zunächst , dass sich meist nicht die selbst Betroffenen an den Referenten gewandt haben, sondern häufiger deren Angehörige. Die ursprüngliche Idee eine Bürgersprechstunde für Betroffene einzurichten, wie sie seit langem sehr erfolgreich der Seniorenreferent Dieter Bräunlich durchführt, ist bislang nicht nur deshalb noch nicht gelungen. Auch weil in der Zeit der Corona-Pandemie sich eine solche Maßnahme verboten hat.
Besonders hilfreich für den Inklusionsreferenten ist auch der Austausch mit den Behindertenbeauftragten der Gemeinden im Landkreis Rosenheim. So halten diese jedes Jahr eine zweitägige Klausurtagung, übrigens in Bad Aibling, ab. Über die dort vermittelten Informationen hinaus ist es besonders der Erfahrungsaustausch der enorm hilfreich ist.
Neben diesem „Austausch“ sind es besuchte Seminare wie „ Barrierefreies Bauen“ oder „Inklusive Spielplätze“ u. a., die Anregungen für die direkte Umsetzung in den Gremien des Stadtrats ermöglichen, wie z. B. in der Spielplatzsatzung der Stadt.
Erfolge
In den Jahren 2020 bis 2025 konnten im Bereich der Inklusion eine ganze Reihe positiver Dinge erzielt werden. Besonders hervorzuheben sind folgende Projekte:
Das Senioren und Behindertentaxi gibt es schon länger, ist aber im Rahmen der Mobilitätshilfe von enormer Bedeutung für Aiblinger Bürger. Mein Dank geht hier an den gesamten Stadtrat der die Mittel dazu jährlich freigibt und besonders an Dieter Bräunlich für seinen Einsatz.
Im Zuge des oberbayerischen Inklusionfestivals ZAMMA wurde 2022 ein Stadtführer in einfacher Sprache mit Hilfe des Historischen Vereins (Autorin: Annelies Wittkowski) vorgelegt. Dieser geht inzwischen in die zweite Auflage. Damit ist die Stadt Bad Aibling eine von wenigen Städten unserer Größe die so etwas vorzuweisen hat.
Ein besonderes bekanntes und positives Vorhaben ist auch die Inklusive Kletterhalle im Sportpark. Ein in ganz Deutschland beachtetes Projekt, dass nicht nur durch verschiedene Auszeichnungen, zuletzt die „Goldene Rampe“ eine positive Entwicklung aufzeigt.
Besonders erfreulich ist, dass 2022 in der Therme Bad Aibling eine sogenannte „Toilette für alle“ auf Anregung des Inklusionsreferenten hin errichten konnten. Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen für die eine einfache Behindertentoilette nicht geeignet ist, können hier die Toilette nutzen, auch jene die nicht Besucher der Therme sind. Ein besonderer Dank geht hier an die Stadtwerke Bad Aibling und speziell den Werksleiter Herrn Barber.
Neben diesen Fällen, in denen man Grundsituationen verbessert, sind es aber besonders die Einzelfälle, die das Aufgabenfeld zeitlich bestimmen.
Exemplarisch ist ein Fall kurz darstellen, bei dem es besonders gut geklappt hat. Ein sehr intelligentes Kind, aber mit Einschränkungen beim Hören, Sehen und im Bewegungsapparat wurde in einer Aiblinger Grundschule eingeschult, in der bereits sein Bruder (ohne Behinderung) zur Schule geht.
Durch das Zusammenwirken von Schulleitung, Verwaltung und Inklusionsreferent wurde es ermöglicht, dass mit relativ geringen finanziellem Aufwand das Klassenzimmer ertüchtigt wurde. Es wurde eine Lehrkraft gefunden, die bereit war mit Mikro und anderen technischen Hilfsmitteln zu arbeiten.
Nach zwei Jahren wurde von der Klasse das Klassenzimmer gewechselt und auch diesmal wurde die Ausstattung unbürokratisch vorgenommen.
Besonders erfreulich ist auch die Bewertung der Lehrerin, die einen positiven Effekt nicht nur bei dem betroffenen Kind, sondern für alle Schüler, wie das gesamte Klassengefüge feststellt.
Einrichtungen in Bad Aibling
In Bad Aibling verfügen wir über verschiedene Förderschulen, Wohngruppen, Pflegeheime und manches mehr um der Inklusion und den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderung gerecht zu werden. Hier wird enormes geleistet! Es gilt allen dort Beschäftigten ganz herzlichen Dank aussprechen!
Gleichzeitig fordert der Inklusionsreferent alle seine Kolleginnen und Kollegen des Stadtrats auf einmal solche Einrichtungen zu besuchen. Es ist enorm beeindruckend, z. B. einmal bei einer Unterrichtsstunde in der Raphael Schule dabei zu sein und zu erleben, mit welchem Engagement sich Lehrer einbringen und welche Lebensfreude oft gerade bei behinderten Kindern zu erleben ist.
Da sich die Aufgabenfelder der Referate Senioren und Inklusion naturgemäß überschneiden, haben bei der internen Abstimmung Dieter Bräunlich und Florian Weber vereinbart, dass er sich dankenswerter weise auch um die behinderten Senioren bemüht. Deshalb wird in diesem kurzen Bericht nicht auf diesen so wichtigen Bereich eingehen.
Viele Vereine in Bad Aibling, nicht nur in den Bereichen Sport und Kultur, bemühen sich immer mehr inklusiv zu werden. Dafür gilt den dort Aktiven ein herzliches vergelt’s Gott! Darüber hinaus wird, dort wo möglich, die Unterstützung des Referenten für Inklusion angeboten.
Herausforderungen
Wie bereits erwähnt ist der mit Abstand zeitintensivste Bereich der Arbeit des Referenten für Inklusion, das Beschäftigen mit Einzelanfragen, die neben der „Lotsen“ Aufgabe, aus alltäglichen Problemen und Hürden für Menschen mit Beeinträchtigung bestehen. Diese erfordern oft ein mehrfaches nachfassen, bis zu einer eventuellen Lösung.
Dabei geht es sehr oft um die Verkehrssituation in Bad Aibling. Fahrbahnquerungen, Behindertenstellplätze und ähnliches sind die häufigsten Anfragen die den Referenten erreichen. Leider ist die „Erfolgsquote“ was die Bemühungen in diesem Bereich betrifft noch nicht so wie man sich wünschen würde.
Abschließend ist zu betonen, dass Inklusion von vielen bereits gelebt und unterstützt wird. Es braucht aber alle, um das Ziel eines inklusiven Bad Aiblings zu erreichen.