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Gefährliche Lücken im System: Wenn psychisch auffällige Migranten unbehandelt bleiben
28. April 2025Seit den Morden in Aschaffenburg steht der Umgang mit psychisch auffälligen, gewalttätigen Migranten im Fokus der Öffentlichkeit.
Der stellvertretende Vorsitzende der Bayernpartei, Thomas Pfeffer, ist staatlich anerkannter Erzieher und kennt die Realitäten in diesem Bereich. Im Gespräch mit dem Politikmagazin „Freies Bayern“ schildert er die aktuellen Probleme.
Herr Pfeffer, der Aschaffenburger Gewalttäter war den Behörden und psychiatrischen Einrichtungen offenbar schon länger bekannt. Passiert ist nichts. Wundert Sie das?
Nein, gar nicht. Es läuft leider öfter nach diesem Muster ab. Menschen mit psychischen Erkrankungen, darunter auch Flüchtlinge, werden durch einen Gewaltvorfall oder durch Aggression gegen sich selber aufgegriffen und landen dann zur weiteren Abklärung in der Psychiatrie.
Dort gibt es oft keinen Dolmetscher, ein tiefgehendes Gespräch mit Feststellung seiner psychischen Verfasstheit ist oft kaum möglich. Hat er sich dort aber beruhigt – ob nun tatsächlich, mit Hilfe von Medikamenten oder auch nur vorgeblich – gilt er als deeskaliert.
Und dann wird derjenige nach Hause entlassen?
Ja, sobald er als deeskaliert gilt und Fremd- oder Eigengefährdung nicht erkennbar ist, wird er in die Einrichtung zurückgeschickt. Dort gibt es häufig keine psychologische Hilfe, vor allem in Gemeinschaftsunterkünften für Erwachsene, und auch keine wirkliche Überwachung. Erst bei weiteren Vorfällen könnte dann wieder eingeschritten werden.
Warum besteht diese Lücke denn?
Nun ja, es gibt da einfach wenig Handhabe gegen Willen des Betroffenen. Rechtlich gibt es in aller Regel keinen Vorbeugegewahrsam und keine Zwangsbehandlung.
Und die Psychiatrien haben normalerweise auch nicht die Möglichkeit, sich nach der akuten Behandlung noch über ihre Kernaufgaben hinaus um Menschen zu kümmern.
Woran liegt das?
Das Schlagwort heißt einfach: Überforderung.
Es gibt viele gute, engagierte Mitarbeiter und wirklich gute Psychiatrien. Sonst schlägt man diesen Berufsweg auch kaum ein. Aber es fehlen die Kapazitäten, während die Nachfrage permanent steigt. Es gibt jetzt schon lange Wartelisten, schlimmer als wir es von normalen Fachärzten kennen. Soweit keine akute, erhebliche Gefährdung vorliegt, dauert es einfach bis zu einem Termin.
Unter den Zuwanderern der letzten Jahre sind auch extrem viele Menschen mit psychischen Problemen, beispielsweise durch Traumata bzw. Gewalterfahrungen in der Heimat. Eine wirksame Prävention wäre, die alle einem psychologischen Screening zuzuführen, um den Handlungsbedarf feststellen zu können.
Ist das realistisch?
Leider überhaupt nicht. Das bräuchte Ressourcen, die nicht vorhanden sind und die man auch mittelfristig nicht bereitstellen kann. Es werden zwar Kapazitäten aufgebaut, aber man hängt massiv dem Bedarf hinterher. Letztlich gibt es viele Menschen mit psychischen Erkrankungen.
Der Staat hat sich hier einfach übernommen.
Beitragsbild: Vladimir Fedotov/Unsplash